(pcp-wm) „Wir werden 100 Jahre jung“ – Das ließ sich das Zürcher Auktionshaus Corinphila nicht zweimal sagen und plante eine Jubiläumsfeier, die sich wohl von nahezu allem unterscheidet, was die Besucher bereits einmal gesehen haben dürften.

Bereits – neudeutsch – die „Location“, also der Veranstaltungsort, war mehr als ungewöhnlich: ein großes Flugzeugmuseum in Dübendorf, in dem man u.a. die legendäre „Junkers F 13“, das erste Ganzmetallflugzeug der Welt, und viele andere Flugzeuge der Luftfahrtgeschichte des 20. Jahrhunderts besichtigen konnte. Der Ort war geschickt gewählt, denn 1919, also vor 100 Jahren, wurde nicht nur die Firma Corinphila (damals noch unter dem Inhabernamen Eduard Luder & Co.) gegründet, sondern eben auch der erste Flugpostdienst in der Schweiz von Dübendorf nach Bern eingerichtet. Im gleichen Jahr fand zudem die Gründung der ersten erfolgreichen Postflug-Gesellschaft SCADTA statt, die ebenfalls mit Junkers F13-Flugzeugen in Kolumbien operierte.

Drei Jubiläen, ein Ort und eben ein ganz besonderer Anlass, denn die Corinphila – das älteste philatelistische Auktionshaus der Schweiz – wurde 100 Jahre alt. Entsprechend vielfältig war das Programm, mit dem an erfolgreiche Auktionen sowie an Pionier-Flugpost und Entwicklungen der Luftfahrt erinnert wurde. Zu Beginn sprach Hans Schwarz, Chefredakteur der SBZ, über die enge Verbindung der Zeitschrift zum Auktionshaus. Überraschend für die fast 200 Zuhörer: die Verbindung war nicht immer so eng, wie man es hätte meinen können. Es gab auch Zeiten der Zurückhaltung. All dies und vieles mehr ist auch in einem Jubiläumsbuch von 306 Seiten detailliert beschrieben, das der Philateliehistoriker Wolfgang Maassen in einem Interview mit den Geschäftsführern Antoine Clavel und Karl Louis sowie im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Dieter Michelson, den Gästen näher vorstellte. Jeder Besucher bekam sogar ein Exemplar (in deutscher oder englischer Sprache) umsonst und der Autor hatte weit mehr als eine Stunde am Schluss der Veranstaltung zu tun, seine Bücher zu signieren. Der gereichte Prosecco und Fingerfood dürften, nachdem Walter Brühlmann, Philatelist von Corinphila und Spezialist für Flugpost, einen interessanten Vortrag über die Pionierflugpost präsentiert hatte, für viele die kleine Wartezeit angenehm verkürzt haben.

Zu erwähnen bleibt nicht nur die Ausstellung von SCADTA Flugpostraritäten, die mit der Junkers F 13 befördert wurden, sondern speziell auch die Aufgabemöglichkeit von selbst-adressierten Jubiläums-Flugpostbriefen mit einer Jubiläums-Vignette, die in überraschend großer Zahl genutzt wurde. Nicht zu vergessen die Verlosung eines Fluges mit der Junkers F 13, der an zwei glückliche Gewinner ging, die voraussichtlich an einem wettergünstigen Tag der kommenden Wochen diese einmalige Gelegenheit des Jubiläums-Postfluges in der Schweiz nutzen können.

So viele zufriedene Besucher bei einer Jubiläumsfeier hat der Berichterstatter nicht häufig erlebt. Dem Team von Corinphila, das selbst aktiv an allen Programmpunkten und der Veranstaltung beteiligt war, wurde berechtigter großer Beifall der anwesenden Gäste zuteil. Da kann es nur heißen: Ad multos annos!

Bereits die Einladungskarte erinnerte an die anstehenden Jubiläum und bildete in der Mitte einen Viererblock der Jubiläumsvignette ab. Foto: Wolfgang Maassen

Die Stuhlreihen reichten kaum aus, um die große Zahl der Besucher zu fassen. Foto: Wolfgang Maassen

100Jahre_Corinphila_Jubilaeumsbuch- Dieses umfangreiche Werk erhielt jeder Besucher, es wird aber auch an alle Bezieher der Auktionskataloge des Hauses Corinphila verschickt. Damit dürfte es eine der höchsten Auflagen haben, die in den letzten Jahrzehnten für ein philatelistisches Fachbuch erreicht wurden.

Der Schweizerische Briefmarken-Händlerverband, vertreten durch seinen Präsidenten Jean-Pazul Bach, zeichnete Corinphila mit seiner höchsten Auszeichnung, der „Goldenen Taube“, in Anerkennung der großen Verdienste des Hauses um die Philatelie, aus. Foto: Wolfgang Maassen

AIJP
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