Alle zwei Jahre lockt die MonacoPhil mit der Ausstellung von 100 philatelistischen Kostbarkeiten Sammler aus aller Welt zum Jahresende nach Monte-Carlo. Zusätzlich erwarten die Besucher auch immer ein bis zwei Sonderschauen im benachbarten Oldtimer-Museum. Im letzten Jahr standen Ägypten sowie die Übersee-Schiffspost im Blickpunkt. Für diese Sonderausstellung war ein eigener Katalog angekündigt worden.

Er entpuppte sich als weit mehr als ein üblicher Ausstellungsführer. Natürlich enthielt er zunächst das Verzeichnis aller 32 Aussteller mit ihren Exponaten. Als hübsche Ergänzung war jeder Teilnehmer eingeladen worden, auf einer Seite Lieblings-Belege seiner Sammlung vorzustellen und zu kommentieren. Dieser Teil allein lohnt schon die Anschaffung des Buches wegen des beeindruckenden Einblicks in die frühe Zeit der Schiffpost nach Übersee.

Die nächste Überraschung ist dann das „Supplement“: eine Reihe hochkarätiger Beiträge bekannter Experten der Postgeschichte. Bestens dokumentiert wirft Richard Winter in seinem Artikel Licht auf die US Navy im Mittelmeer 1801–1861, als Seepiraterie noch gang und gäbe war und die Amerikaner deshalb stark auf den Schutz der britischen Flotte vertrauten. Das kurzzeitige Engagement von Cornelius Vanderbilt in der Schiffpost-Beförderung zwischen den USA und Frankreich in den späten 1850er Jahren skizziert Jeffrey Bohn, während Yamil Kouri Seepostverbindungen zwischen Mexiko und den USA über Kuba in den Blick nimmt. Colin Tabeart entführt den Leser weit weg nach Australien: sein Thema ist der Schiffverkehr zwischen Singapur und Brisbane durch die Straße von Torres, besonders gefährlich und gefürchtet wegen der Untiefen, Korallenriffe, Klippen und Sandbänke. Die Verbindung war jedoch lebenswichtig, nicht nur für den Postverkehr und den Transport von Gütern, sondern auch, um die Kolonie junge Queensland mit dringend erwarteten weiblichen Siedlerinnen zu versorgen…

In Europa bleibt Robert Abensur, der die Arbeit der französischen Postverwaltung im Mittelmeer in den Jahren 1837–1851 beleuchtet. Im Blickpunkt hat er dabei vor allem den Postverkehr zwischen den Mittelmeer-Anrainern untereinander und mit dem restlichen Europa, ermöglicht durch eine Reihe bilateraler Verträge. Paul Wijnants schlägt eine spannende Seite der Seepost-Geschichte auf: er erläutert die Meuterei von Falmouth im Jahr 1810–1811. Dieser als Durchgangsstation aller Post und Güter für das Königreich seinerzeit wichtigste Hafen in Großbritannien war ein Zentrum des Schmuggels. Mit Duldung der Kapitäne bestritten die Schiffsbesatzungen so einen Großteil ihres Lebensunterhalts. Als die Behörden intervenierten, kam es zum Aufstand. – Eher „klassisch“ ist das Thema von James Van der Linden: der Gebrauch des Taxstempels „T“ auf nicht oder unzureichend freigemachten Schiffpost-Sendungen 1875–1878 nach Gründung der UPU.

Bei der Berechnung der Gebühren – das zieht sich wie ein roter Faden durch alle Sammlungen und Artikel – kann der Laie nur staunen. Packender sind die Geschichte, die viele Belege zu erzählen haben. Die Social Philately lässt sich aus der heutigen Philatelie nicht mehr wegdenken!

Rainer von Scharpen

Monacophil 2019 Exhibition. [Jenseits der Meere. Schiffspost vor 1878. Ausstellung Monacophil 2019]. 136 S., A-4, farbige Abb.; 120 gr-Papier, fadengebunden, Festeinband. Monaco 2019. ISBN: 978-9076-873077. Preis 46,00 € + Porto. – Bezug: Burkhard Schneider, Luisenplatz 21, 60316 Frankfurt am Main. Tel. 069 95 41 76 20. E-Mail: info@philabooks.com

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