(pcp-wm) Eine solche Sonderauktion ist immer einer Nachbetrachtung wert, zumal wenn die 232 dabei angebotenen Lose einen Gesamtausrufwert von mehr als 800.000 Euro haben.

Der nähere Blick in den allerdings erst kurz vor der Versteigerung verschickten broschierten Katalog zeigte einem schnell, wie hoch das Preisniveau der Stücke im Durchschnitt angesiedelt war: immerhin bei rund 3.500 Euro je Los – durchschnittlich! Natürlich gab es viele günstigere, aber eben auch fünfstellige „Kracher“.

Im Vorwort hob Christoph Gärtner auf das „spektakuläre Angebot ‚Dr. Engelbert Dollfuß“ ab, „mit zahlreichen attraktiven Seltenheiten, welche hier erstmals als Einzellose verfügbar sind.“ Über 80 Lose waren es, die meist für 1.500 oder 2.000 Euro zum Ausruf kamen. Davon verkauft wurden während der Versteigerung allerdings nur elf.

Auch bei den offerierten Raritäten der klassischen Europa-Philatelie hielten sich die Interessenten deutlich zurück. „Traumhaft schöne Luxusstücke, erlesene Frankaturen, rare Entwertungen und selten gesehene Einheiten“ hatte Gärtner in Aussicht gestellt. Allein: es fehlte die Nachfrage. Denn von den 232 Losen wurden insgesamt nur 32 verkauft, was einer Zuschlagsquote von 13,8% entspricht. Dem Gesamtausrufwert von 816.000 Euro stand ein Zuschlagserlös für diese 32 verkauften Lose von 70.070 Euro gegenüber – wenn der Berichterstatter richtig gerechnet hat, dann war dies nur 8,6% des Ausrufwertes. Lag es am Preisansatz der angebotenen Raritäten – oder war es einfach zu viel des Guten in einer Zeit, in der Sammler und Anleger fast von Auktionskatalogen und Sammlungsauflösungen erschlagen werden? Die richtige Antwort muss wohl jeder selbst für sich finden.

Ein Brief aus dem Jahr 1862 mit einem Dreierstreifen der 1 Kr. rosa. Für 12.000 Euro wurde das Katalogtitelbild angesetzt, fand aber keinen Käufer, obgleich weniger als zehn solcher Streifen auf Brief bekannt sein sollen.

AIJP
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