(AIJP/pcp) Man nannte ihn den ‚Kujau der Philatelie‘, den letzten großen Fälscher nach Jean de Sperati, einen Till Eugenspiegel, einen Schalk, aber auch – so andere – einen Betrüger oder Hochstapler. Vielleicht war er von allem etwas? Nach Lesen dieses neuen Buch des bekannten Philateliehistorikers Wolfgang Maassen ist man klüger. Auf insgesamt 100 großformatigen Seiten spürt der Autor dem Leben und den Firmen des früheren Bremer Opernsängers nach. Er schildert dessen Herkunft und Werdegang, zu der neben einer weltweit durchaus nennenswerten Karriere als Sänger auch eine bislang kaum bekannte Promotion zählte, weist dann aber dessen zweite Karriere in der Philatelie auf, die ihren Anfang zu Beginn der 1970er-Jahre in Bremen hatte. Es folgte der Start mit einer Firma „Bruyere“ ebendort, einem Weinhandel, der gleichzeitig auch Briefmarkenreplikate führte. Ausgebaut wurden solche Offerten erst recht mit den Firmen ProPhil Forum und dem House of Stamps in der Schweiz wenige Jahre später. Da hatte sich Peter Winter längst bei der Briefmarkenmesse in Essen mit einem eigenen Stand präsentiert.
Einzelnen Storys widmet sich der Verfasser recht ausführlich: dem Fall Heiner Faber, dem Urheberrechtsstreit mit der British Library in England, Winters Phantasiemarken, aber auch dem Coup mit der 1c British Guiana und der seltenen „Inverted Jenny“. Ebenso lesenswerte sind die Rolle, die die Philatelieverbände damals spielten und Winters Traum von einer Dokumentation seines Lebenswerkes. Diese kam zwar nicht mehr zustande, dafür aber dieses Buch, in dem der Autor, der Winter seit 20 Jahren gut kannte und ständig mit ihm in Kontakt war, Winter porträtierte. Auch sein Schaffen, das er auf rund 100 weiteren Seiten, teils mit großen farbigen Vergrößerungen, dokumentiert. Diese Dokumentation wurde nur möglich, weil internationale und deutsche Philatelisten an einem Strang zogen und dem Verfasser vielfach bis heute unbekanntes Material und Vorlagen zur Verfügung stellten. Mit dabei war Leonard Hartmann aus den USA und die ehemaligen Auktionatoren Wolfgang Jakubek sowie Hans-Joachim Schwanke. Auch Jan Billion, Herausgeber der Deutschen Briefmarken-Revue, öffnete sein Archiv und last bot not least sind Carl Walske und Dr. Bohne zu nennen, deren Archivalien über Leonhard Hartmann den Weg zum Autor fanden.
Das Buch ist lesenswert und spannend. Unterhaltsam wie ein Roman und an nicht wenigen Stellen recht vergnüglich. Peter Winter hat alle hinters Licht geführt und nicht selten veralbert. Er spielte vielen einen Schabernack, war ein lebenslustiger Vogel, konnte aber auch nachtragend sein. Er wird seinen Platz in der Geschichte der Philatelie erhalten, was ohne diese Biografie und Dokumentation seines Lebenswerkes kaum denkbar gewesen wäre.
Kurzdaten: Wolfgang Maaßen: Peter Winters „Schwanengesang“. Erinnerungen an einen Künstler und „Fälscher“. 1. Auflage Schwalmtal 2019, Format DIN A4, 200 Seiten, satiniertes Kunstdruckpapier, in Farbe, zahlr. Abb., Hardcover, VP: 39,80 Euro zzgl. 4,50 Päckchenporto. ISBN 978-3-928277-98-3. Bezug: Phil*Creativ Verlag, Vogelsrather Weg 27, D-41366 Schwalmtal/Deutschland, Tel. ++ 49 /(0) 21 63 / 48 66, Fax ++ 49 /(0) 21 63 / 3 00 03, E-Mail: faktura@philcreativ.de, www.phil-creativ.de