Den Namen des Sammlers braucht man wohl keinem näher vorzustellen, der sich jemals mit dem Gebiet Altschweiz philatelistisch beschäftigt hat. In zehn umfangreichen Publikationen hat Richard Schäfer (1939–2023) die frühe Schweizer Philatelie und Postgeschichte verewigt und ihr wie kaum ein anderer zuvor ein Denkmal gesetzt. Grundlage waren für ihn stets die Briefmarken an sich und deren Verwendung in einem zeitgeschichtlichen Kontext, zumal auf Briefen und Belegen aller Art. So entstanden seit den 1960er-Jahren verschiedene Kollektionen. Bei der Ausstellung BERNOBA 78 wagte er sich zum ersten Mal mit einer Strubel-Sammlung aufs glatte Parkett, bei der NABA 1984 wurde dieses Exponat bereits mit Gold und Ehrenpreis ausgezeichnet. Es sollten zahlreiche weitere „Super-Kollektionen“ folgen, die ihn in den philatelistischen Olymp bis hin als mehrfachen Grandprix-Kandidat führten. Seine letzte Ausnahmesammlung war „Altschweiz – Frankaturen 1. Periode Eidgenössische Post 1849–1854“, die bei der IBRA 2023 zu sehen war.

In diesem neu erschienenen Band der Edition d’Or-Reihe wird eben diese Kollektion auf 120 Seiten dokumentiert, wobei es um seltene Frankaturen der Schweizer Bundespost von 1849–1854 geht. Mit einem neuen Tarifgesetz und einer Einteilung der Schweiz in elf Postkreise begann ab 1. Oktober 1849 ein neues Zeitalter der Schweizer Post, dem dann auch 1851 ein erstes Münzgesetz und die Einführung des Schweizer Franken folgte, das den kaum noch haltbaren Zustand von bis dato 297 verschiedenen Münzsorten aufhob. Alte Kantonal- und Übergangsmarken konnten ab 1849 weiterverwendet werden. 1851 wurden allerdings u.a. die Ortstaxe aufgehoben und die Distanzrayons auf drei Kreise reduziert.

Schäfers Kollektion umfasst die Verwendung der ersten Schweizer Briefmarken während der ersten vier Tarif-Perioden:

  1. Verwendung von Kantonalmarken von Zürich, Genf und Basel und den Übergangsmarken vom 1.10.1949–30.9.1854
  2. Erster eidgenössischer Tarif vom 1.10.1849–31.12.1851

III. Eidgenössischer Tarif in Genf vom 1.1.1849–31.12.1851

  1. Zweiter Eidgenössischer Tarif vom 1.1.1852–30.9.1854

Die jeweils chronologisch aufgebauten Kapitel der Sammlung legen dabei den besonderen Schwerpunkt auf Frankaturen, Abstempelungen und seltene Früh- bzw. Spätverwendungen, insbesondere der Verwendung von Kantonalmarken. Eine schier unglaubliche Fülle gut erhaltener Briefe werden in dieser Sammlungsdokumentation vorgestellt und jeweils präzise beschrieben, wobei Schäfer jeweils Wert auf die korrekte Einordnung und Bestimmung der Marken bzw. Tarife legte, aber auch bei nahezu jedem Briefbeleg dessen Seltenheit bestimmte, also die Zahl bekannter vergleichbarer Frankaturen aufführte. Und das Wort vom „einzig bekannten …“ liest man häufig. Die Fülle und Vielfalt dieser exquisiten Briefzusammenstellungen erschlägt einen fast.

Dem Global Philatelic Network ist mit Herausgabe dieses neuen Bandes – es ist bereits der 70. seiner Art! – wiederum eine uneingeschränkt anzuerkennende Leistung gelungen, denn das Buch enttäuscht in keiner Weise, weder in Form, Umfang (insgesamt hat es 150 Seiten inkl. Sammlerporträt und Einführung zum Thema, jeweils zweisprachig) noch in der gewohnt professionellen Ausführung. Es ist für 79 Euro erhältlich bei: Heinrich Köhler Auktionshaus GmbH & Co. KG, Hasengartenstr 25, 65189 Wiesbaden, Germany, Tel. +49 611 34149-0, info@heinrich-koehler.de, www.heinrich-koehler.de und in der Schweiz bei Corinphila Auktionen AG, Wiesenstr. 8, 8032 Zurich, Switzerland, Tel. +41 44 3899191, info@corinphila.ch, www.corinphila.ch für 79 CHF.

AIJP
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