(pcp-wm) In Zeiten, in denen Mitgliederzahlen der organisierten Philatelie deutlich zurückgehen, muss sich auch der Bund Philatelistischer Prüfer e.V. (BPP) Gedanken machen.
Es stellt sich das Problem wie er jüngeren Nachwuchs für die nicht leichte Arbeit eines Prüfers motivieren, vielleicht gar begeistern kann. Dies ist dem BPP am 25. Januar 2020 einmal mehr bestens gelungen. Immerhin rund 30 Interessenten nahmen an diesem Seminartag teil, der im großen Auktionssaal der Firma Rauhut & Kruschel in Mülheim a.d. Ruhr stattfand.
BPP-Präsident Christian Geigle und seine Mitreferenten Peter Sem sowie Tobias Huylmans gelang es, alle Aspekte einer „Prüferkarriere“ verständlich und instruktiv aufzuzeigen. Sie machten deutlich, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, wohl aber seit Gründung des weltweit größten Prüferverbandes 1958 über 600 profilierte Philatelisten der Philatelie, zumal der deutschen, einen großen und unverzichtbaren Dienst erwiesen haben. Denn sie trennen die Spreu vom Weizen, sorgen für Fälschungserkennung und geben damit dem Markt der Anbieter und Sammler den wünschenswerten Halt.
Die Referenten übten sich nicht in Schönfärberei. Prüfer werden ist nicht einfach, aber machbar, wenn man es richtig angeht. Es bedarf zwar nicht gerade billiger Anfangsinvestitionen in technische Gerätschaften, in erster Linie aber der richtigen „Sichtweise“: Denn die Briefmarken oder der Brief stehen für den Prüfer nicht als Sammelobjekt, sondern als Prüfobjekt im Fokus. Während der Sammler von einem goldgekrönten Ausstellungsexponat träumt, baut der Prüfer Vergleichssammlungen auf, pflegt Archive, Registratur und Literatur, um sich mehr und mehr Kenntnisse anzueignen und festzuhalten.
Für die Mehrzahl der Prüfer wird dies nie – auch daraus machten die Referenten kein Hehl – zu einem lohnenswerten Geschäft. „Goldene Löffel“ sind damit nicht zu verdienen, nimmt man einmal die wenigen Berufsprüfer der größten und beliebtesten Prüfgebiete aus. Aber sie erwerben nicht nur einen unvergleichbaren Wissensschatz, sondern auch vielfach einmalige Kontakte zu anderen Experten, letztlich gehören sie zu einem fast schon elitären Kreis der Wissenden, der sich weltweit Status und Anerkennung verdienen kann.
Bis dahin ist es ein weiter Weg: Angefangen mit der Bewerbung, einer Vorprüfung bei der Verbandsprüfstelle, einer weiteren Fachprüfung bei der jährlichen BPP-Tagung in Nürnberg bis hin – wenn alles klappt – zu einer Art Volontariat als (noch) außerordentliches Mitglied im BPP. Während dieser drei bis längstens vier Jahre wird man von einem „Peritus“, einem erfahrenen Prüferkollegen, begleitet. Erforderlich sind gute Kenntnisse über das Prüfgebiet, die Fähigkeit, Qualität zu bestimmen und Reparaturen zu erkennen, Grundkenntnisse bei Druckverfahren – letztlich aber auch eine gesunde Portion Misstrauen dem Objekt gegenüber. All dies – und so manches mehr – kann man lernen, wenn man bereit ist, sich auf diesen jahrelangen Weg einzulassen, bei dem der BPP seine neuen Schützlinge begleitet und intensiv betreut.
Die Tagung in Mülheim war rundum gelungen. Alle Fragen wurden präzise und umfassend beantwortet. Solche Seminare haben Wiederholung verdient, denn eines liegt auf der Hand: Ohne ein gutes Prüfwesen, gibt es keine stabil fundierte Philatelie!
Ein Blick in die Teilnehmerrunde des BPP-Seminars am 25.1.2020 in Mülheim. Foto: Wilhelm van Loo
Zufriedene Gäste beim BPP-Seminar am 25.1.2020 in Mülheim. Foto: Wilhelm van Loo