(pcp-wm) Sicherlich ist eine Auktion für die Lage des Auktionsmarktes in Deutschland nicht repräsentativ
Aber es gab schon in den letzten Wochen zahlreiche Signale anderer Firmen, z.B. von Schlegel-Auktionen in Berlin und AIXPHILA in Aachen, dass Befürchtungen eines totalen Einbruches der Nachfrage ausgeblieben sind. Im Gegenteil: Viele Sammler beschäftigen sich mehr mit ihren Sammlungen, suchten statt wie bisher auf Messen oder Börsen neue Schätze im Internet – und sie wurden fündig.
Interessant sind deshalb einige genauere Zahlen zur 373. Heinrich-Köhler-Auktion, die ursprünglich Ende März stattfinden sollte, nun aber erst Ende Juni in Wiesbaden stattgefunden hat. Bereits der Hauptkatalog bot ein wahrlich weltweites Angeboten von kleinen und größeren Pretiosen. 4.578 Lose standen zur Wahl, die auf 540 Seiten sorgfältig beschrieben und viele davon auch abgebildet waren. Davon wurden 3.279 verkauft, was einer beachtlichen Quote von rund 72% entspricht. Insider werten solch eine Zahl als ausgezeichnet. Bei zahlreichen Auktionshäusern liegen diese deutlich tiefer. Dabei konnte der Gesamtausruf von 2.596.290 Millionen Euro auf satte 3.208.030 Millionen Euro gesteigert werden.
Ähnlich gut, sogar noch etwas besser, verlief die Sonderauktion der Jan Berg Collection („Private Ship Letter Stamp Issuing Companies up to 1900“). Sehr seltene Marken und Belege kamen zum Ausruf. Insgesamt 219 an der Zahl. Auch hier wurde nicht alles verkauft, aber immerhin 170 Lose, also rund 78% des Angebotes. Dem Gesamtausruf von 350.040 Euro stand ein Erlös von 412.745 Euro gegenüber.
Die Spitzenposition sicherte sich aber einmal mehr Teil 3 der Erivan-Sammlung „Altdeutsche Staaten“. Marktkenner hatten zwar wieder einen guten Zuspruch erwartet, manch einer war aber auch angesichts der zahlreichen ausgezeichneten Spezialsammlungen verschiedener Altdeutscher Staaten, die in der letzten Zeit erfolgreich an den Mann gebracht wurden, nicht sicher, ob an den Erfolg der ersten beiden Haub-Auktionen dieses Mal wieder angeknüpft werden konnte. Zweifler wurden eines Besseren belehrt. Von den 316 Losen wurden 296 verkauft! Damit wurde erneut eine Traumquote von rund 94% erreicht und der Gesamtausruf von 978.960 Euro nahezu auf das 2,5-fache in die Höhe getrieben (Gesamtzuschlag: 2.503.130 Euro!).
Man fragt sich, wie solche Ergebnisse möglich sind. Aufschluss dazu geben einige weitere Zahlen, die natürlich auch in einer Relation zur weltweiten professionellen und sehr intensiven Werbung des Wiesbadener Hauses stehen. Bei der Hauptauktion beteiligten sich 2.669 Bieter, davon alleine online per „live bidding“ 874! Diese starke digitale Präsenz wurde durch die Möglichkeit verstärkt, dass das Angebot dieser Auktion auf gleich zwei Online-Live-Bidding-Systemen präsentiert wurde. Bei der Haub-Auktionen waren 1.220 Bieter präsent, davon mehr als ein Drittel (478) online.
Die „Lehr aus der Gschicht“ ist einfach zu formulieren: Die digitalen Möglichkeiten des Internets verstärken die Nachfrage und die Beteiligung, sie sind aber auch für viele nur eine Alternative zu den bisherigen Teilnahmemöglichkeiten. Nach wie vor wählen auch viele den Weg über Kommissionäre, Gebote per Post oder Telefon. Und in Wiesbaden konnte man auch selbst im Saal die Auktion verfolgen. Es steht zu hoffen, dass sich all dies weiter entwickeln kann. Wichtig wird aber immer eines sein: Das richtige Angebot zur rechten Zeit!