(pcp/wm) Es war ein langer schwieriger Weg, den Auktionator Roland Meiners, Inhaber des Kölner Auktionshauses Dr. Wilhelm Derichs, zu gehen und dabei viele Hürden zu überwinden hatte, bis er endlich freudestrahlend melden konnte: „Es war ein Fest der Württemberg-Philatelie“. Erste von ihm zitierte Sammlerkommentare waren noch weit überschwänglicher: Da war die Rede von Sprüchen wie „Meine Sammlung ist heute Abend das Doppelte wert im Vergleich zu gestern“ oder „für die Württemberg-Philatelie gibt es jetzt zwei Zeitrechnungen, eine vor der ersten Trost-Auktion und eine danach“ oder „eine solche Veranstaltung habe ich noch, nicht erlebt, auch wenn ich jetzt schon 50 Jahre dabei bin“ und vieles andere mehr, ein Kunde sprach sogar von „einer Jahrhundert-Auktion“.
Diese beeindruckenden Worte haben eine Basis. Nicht nur, dass 100%, also alle 377 Lose verkauft wurden, nein, sie wurden auch von den über 200 Bietern, davon knapp 50 persönlich im Saal, drei anwesenden Auktionsagenten und knapp 70 Live-Bietern im Internet sowie Telefonbietern, meist sensationell hoch gesteigert.Ursprünglich hatte diese 158. Auktion bereits am 4. April 2020 in Stuttgart stattfinden sollen. Der Sonderkatalog – Hardcover in aufwändiger Gestaltung, mit goldener Titel- und Buchrückenprägung – war gedruckt und verschickt. Die Spezialisten, Sammler wie Händler, hatten den Termin für diesen ersten Teil der exquisiten Württemberg-Sammlung von Fritz Trost vorgemerkt. Dann bereitete Corona dieser Planung ein jähes Ende. Die Auktion wurde abgesagt und verschoben. Am 4. September 2020 kündigte Meiners seinen Kunden einen neuen Termin und eine andere Adresse in Stuttgart an, wo es unter Einhaltung der Sicherheitsstandards in diesen Corona-Zeiten möglich sein sollte, die Versteigerung durchzuführen.
Meiners beschreibt selbst seine Gefühle, die ihn vor dem neuen Termin im Griff hatten. „In den Wochen vor dem neuen Termin spitzte sich die Lage wieder zu und täglich besuchte ich die Webseite der Landeshauptstadt Stuttgart, um mir den jeweilig brandaktuellen Inzidenzwert für Stuttgart anzusehen. Ab ‚50‘ wäre die Auktion erneut gefährdet gewesen und sicher, daß die Auktion stattfinden könne, war ich mir erst zwei oder drei Tage vor der Versteigerung. Wie die Auktion dann laufen würde, dafür hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich ein Gefühl. War das Angebot noch im Fokus der Sammler, obwohl der Katalog schon sieben Monate zuvor erschienen war?“
Das Glück sollte mit ihm sein. Denn es wurde eine Auktion, von der er selbst sagt, dass sie jede seiner Erwartungen übertroffen habe. Mit sehr emotionalen Worten beschreibt er seine Rührung, die ihn im Verlauf der Versteigerung überkam. „Die Auktion lief so gut, daß passende Worte dafür zu finden, mir schwerfällt. Den wunderschönen Einschreibbrief (Los 41) schlug ich nach einem Ausruf von 250 EURO mit 8.000 EURO zu, also zum 32fachen Schätzwert. Mir standen die Tränen in den Augen vor Freude und ich brauchte noch einige Losnummern, um mich wieder zu fangen. Meine Stimme zitterte und ich war kurz davor, vor Freude laut zu weinen. In dem Moment war mir nicht nur ein Stein vom Herzen gefallen, sondern ein ganzes Gebirge. Wer im Saal war, hat das gespürt.“
Die zweite TROST-Auktion ist bereits zusammengestellt und soll im Frühjahr 2021 stattfinden. Wiederum in Stuttgart im Hotel am Schloßgarten. Der genaue Termin wird erst dann bekannt gegeben, wenn die Corona-Situation so ist, dass der Termin auch als verbindlich angesehen werden kann.
Fest steht schon jetzt, dass sich diese Altdeutschland-Auktion würdig in die Reihe bisheriger Versteigerungen dieser Art als Spitzenreiter einreiht. Bei einem Gesamtausruf von 552.650 Euro wurde fast ein dreifacher Umsatz / Zuschlag von 1.430.620 Euro erzielt. Wahrlich eine Bestmarke!