Graf Gustaf Douglas stellte am 28. Juli 2018 in Newcastle „Sweden Number One & Subsequent Important Gems“ vor. Foto: Claudia Maassen
Die „Financial Newspaper“ würdigte am 4. Mai den Tod des bedeutenden schwedischen Unternehmers und Industriellen Gustaf Douglas mit einem fünfseitigen biografischen Special. Douglas zeichnete 2018 in Newcastle die Roll of Distinguished Philatelists und ist Besitzer der vielleicht bedeutendsten philatelistischen Sammlung Schwedens, die jemals zusammengetragen wurde. Ermöglicht wurde ihm dies durch eine einmalige wirtschaftliche Karriere, wobei seine Interessen weit über die Philatelie hinausgingen. Douglas förderte die Philatelie nach Kräften, z.B. 2019, als er für die Durchführung der STOCKHOLMIA 2019 anlässlich des 150jährigen Bestehens der Royal Philatelic Society London das Kongress-Zentrum zur Verfügung stellte. An ihn sei hier noch einmal erinnert.
Geboren wurde Gustaf Douglas am 3. März 1938 als Sohn des schwedischen Diplomaten Graf Carl Ludvig Douglas (1908–1961) und dessen Ehefrau Ottora Maria Haas-Heye (1910–2001) aus Preußen. Er studierte bis 1964 an der Harvard Business School in den USA, arbeitete dann in Schweden und wurde CEO der Zeitungen „Dagens Nyheter und Expressen“, die er von 1973 bis 1980 leitete. 1984 gründete er eine Firma namens Investment AB Latour, mit der er u.a. die Kontrolle über die Sicherheitsfirma Securitas AB übernahm. Er zählte später zu den elf wohlhabendsten Personen in Schweden mit einem 2018 – laut Forbes – geschätzten Vermögen von rund 6,4 Milliarden Dollar. Ab 2001 gehörte er dem Vorstand einer gemäßigten Partei an, einige Zeit auch einer Liberalen Volkspartei, danach schloss er sich eher konservativen Strömungen an mit großem Interesse für Erziehungsfragen.
Mit seiner Frau Elisabeth von Essen (geb. 1941) hat Douglas, dessen Vorfahren vor vierhundert Jahren aus Schottland kamen, um König Gustaf Adolf in seinen Feldzügen zu unterstützen, zwei Kinder: Carl (geb. 1965) und Eric (geb. 1968). Beide sind heute in den vielfältig verzweigten Unternehmen der Familie tätig. Die Bindungen zum europäischen Adel, zumal auch nach Deutschland (Gustafs Schwester Prinzessin Elisabeth ist mit Prinz Max, Herzog von Bayern verheiratet). Er wie seine Frau sprechen mehrere Sprachen, darunter auch fließend Deutsch.
Zur Philatelie kam Graf Douglas bereits als Jugendlicher. In den 1960er-Jahren trat er mit ersten bemerkenswerten Fachbeiträgen in der philatelistischen Presse auf, auch im FACIT-Katalog. 1969 veröffentlichte er eine erste Übersicht zu den bedeutenden Seltenheiten der Schweden-Philatelie, die ein Jahr später ebenfalls Eingang in den FACIT-Katalog fand. 1971 wurde er Mitglied der Royal Philatelic Society und ab 1971 stellte er – teilweise zusammen mit Tomas Bjäringer – seine Sammlungen international aus (u.a. mit 10 Rahmen „Klassisches Schweden“ bei der IBRA 1973). 1974 und 1986 war er Mitglied des Ausstellungskomitees der STOCKHOLMIA. Es folgte eine berufsbedingte Phase des Rückzugs aus der Philatelie, aber seit 2001 – und literarisch seit 2005 – trat er der philatelistischen Forschung umso intensiver näher. Zahllose höchste Medaillenränge folgten für seine diversen Kollektionen, ebenso viele Vorträge in Skandinavien, USA und England. 2013 wurde er Fellow der Royal Philatelic Society London, 2018 zeichnete er die Roll of Distinguished Philatelists und bereits 2015 gab er seine Zusage, die STOCKHOLMIA 2019 als Hauptsponsor zu fördern.
In Philateliekreisen wird Graf Douglas wegen seiner stets freundlich-hilfsbereiten Art hoch geschätzt. Er stellt sich und seine „Juwelen der Philatelie“ nie in den Mittelpunkt, was man auch bei der MONACOPHIL 2015 sehen konnte. Dort stellte er ein Schweden-Exponat aus und sein zweifellos wertvollstes Stück, der einmalige Farbfehldruck der 3 skill. Banco, war auf einer Seite inmitten von zahlreichen anderen Marken des ursprünglichen Bogens so versteckt, dass man schon genauer hinschauen musste, um diese Weltrarität überhaupt zu entdecken. Am 28. Juli 2018 erzählte er bei einem Vortrag in Newcastle über „Schwedens Nr. 1“ locker-fröhlich über die zahllosen Experten und Kenner, die diese Seltenheit häufig völlig unterschiedlich beurteilt hätten, bis es dann – endlich – zu einem abschließenden Befund der Echtheit gekommen wäre. Man spürte, dass ihm die Marke zwar am Herzen liegt, aber die Forschung und viele andere Stücke seiner Exponate mindestens genauso wichtig sind.