(pcp-wm) Am 12. Oktober 1977 wurde in Barcelona während der Internationalen Ausstellung ESPAMER die ASCAT gegründet. Das Kürzel stand für „Association Internationale Editeurs de Catalogues de Timbres-poste“.

Es war, also eine Internationale Vereinigung der Briefmarken-Katalog-Herausgeber. Der Gründung war Ende August ein Vorbereitungssitzung in San Marino vorausgegangen, was bereits darauf verweist, dass die Wurzeln und die treibenden Kräfte u.a. in Italien ansässig waren. Dazu zählten an erster Stelle Alexandre D. Kroo, der damals für den Sassone-Katalog arbeitete, auf französischer Seite Jean Varga (Yvert), aber auch Deutschland war u.a. mit MICHEL und Hans Hohenester mit von der Partie. Bereits zu Beginn waren 18 namhafte Katalogherausgeber aus aller Welt mit dabei, später auch Verleger bedeutender Fachzeitschriften. Selbst die „philatelie“ war mit ihrem Schriftleiter Wolfgang Maassen seit den 1990er-Jahren Mitglied, aber auch der Philapress-Verlag und andere.

Kroo gelang das Meisterstück, durch eine Mixtur von noblem Ambiente und fruchtbaren Arbeitssitzungen die auf Eigenständigkeit bedachten Mitglieder während zahlloser meist jährlich- oder zweijährlicher Treffen in Monaco zusammenzubringen. Seine ursprünglichen Ziele (z.B. ein einheitliches Nummerierungssystem für alle Katalogherausgeber, gleiche Definitionen philatelistischer Fachbegriffe wie z.B. für Blocks oder Kleinbogen) erreichte er nur ansatzweise. Immerhin fasste man 1982 bei der PHILEXFRANCE 82 in Paris den Beschluss, die grundsätzlichen Katalogsymbole für postfrisch, ungebraucht, gestempelt, Briefstück oder Brief weltweit zu vereinheitlichen.

In den folgenden zwei bis drei Jahrzehnten präsentierte sich die ASCAT als Gruppe der Katalogherausgeber mit zwei optisch wahrnehmbaren Aktionen: Zum einen mit Großständen bei Internationalen Ausstellungen, an denen die Kataloge und Zeitschriften der Mitglieder einzusehen waren, zum anderen mit dem angesehenen ASCAT-Grand Prix de la Philatélie, der seit 1994 jeweils in einem erlesenen Rahmen an weltweit bedeutende Persönlichkeiten verliehen wurde. Auch dies war eine Idee von Alexandre D. Kroo, tatkräftig gefördert vom damaligen Fürsten S.A.S. Prince Rainier, die es beide bestens verstanden, in Monaco eine Kultur der Philatelie aufzubauen, die ihresgleichen suchte. 1996 (nachdem die erste Grand Prix-Verleihung 1994 an die Schweizer Post ging) ging der Preis an den Fürsten selbst, zwei Jahre später an Juan Antonio Samaranch, den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, 2000 an Bertrand Piccard, dem ersten Menschen, der die Welt in einem Ballon umrundet hatte und 2002 an Luis Figo, Weltfußballer des Jahres 2001. Der Adel kam dazu, so 2004 Prinzessin Maria Gabriella von Savoyen oder 2011 Fürst Albert II., um nur einige weitere zu nennen.

Vor rund zehn Jahren übernahm Hans W. Hohenester (MICHEL) das Präsidentenamt. Da war es aber bereits stiller um die ASCAT geworden. Es gelang ihm nicht, die Kollegen, also andere Katalogherausgeber, auf eine Linie zu bringen. 2010 bei der Internationalen Ausstellung in London, gab es noch einmal ein ASCAT-Seminar, bei dem es darum gehen sollte, wie man gemeinsam bei der digitalen Bilderfassung für Kataloge Kräfte sinnvoll einsetzen und somit Ressourcen einsparen konnte. Aber auch dieses durchaus wegweisende Vorhaben ließ sich letztlich nicht in die Tat umsetzen. Jeder wollte weiterhin sein eigener Spielmacher sein.

In den letzten Jahren wurde es still um die ASCAT, es rührte sich nichts mehr. Selbst der Grand Prix wurde nicht mehr – wie vorher üblich – bei den MonacoPhil-Ausstellungen verliehen und Gemeinschaftsstände der ASCAT bei Internationalen Ausstellungen gehörten der Vergangenheit an. Anfang Mai 2020 ließ der derzeit noch amtierende Präsident der ASCAT, Hans W. Hohenester, per Pressemitteilung wissen, dass die ASCAT in diesem Jahr ihre Arbeit beendet. Die restlichen Gelder der Verbandskasse – die Rede ist von mehr als 4.000 Euro – sollen einem sozialen Projekt zugutekommen. Dafür ausgesucht wurde das vom Verein Kinderlachen e.V. getragene Projekt „Baby Sarah’s Home“, das sich in der indischen Stadt Pondicherry um Waisen und Kinder mit Behinderung kümmert.

Damit endet nach 43 Jahren die Geschichte eines ehemals international bedeutenden Verbandes, der einmal angetreten war, die philatelistische Welt mit Engagement und Tatkraft zu bereichern.

AIJP
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