(pcp-wm) Es dürfte wohl nur wenige derart umfangreiche Firmenbiografien geben wie diese. Das 306 Seiten-Buch erzählt die ungewöhnliche Geschichte des ältesten Schweizer Auktionshauses, das mit ersten Auktionen ab 1925 auf sich aufmerksam machte.
Aber es wurde als Briefmarkenhandlung bereits vor 100 Jahren, nämlich am 1. Juli 1919 von Eduard Luder in Zürich gegründet wurde. Dem namhaften Philateliegeschichtler Wolfgang Maassen ist dabei ein kleines Kunststück gelungen, denn das Buch ist einerseits eine durchaus den Kriterien des wissenschaftlichen Arbeitens entsprechende Monografie und zugleich ein unterhaltsamer Lesestoff, leicht zu lesen, spannend zu verfolgen.
Teil 1 und 2 sind den ersten Familieninhabern der Firma, Eduard und Jack Luder, gewidmet. Man erlebt die Höhen und Tiefen des Hauses, sieht, wie der Aufstieg vonstattenging, aber auch welche Steine zuweilen im Weg lagen. Das gilt auch für die Teile 3 und 4, die sehr ausführlich vergleichbare Facetten der Zeit ab 1992 bis heute beschreiben. Wechselnde neue Besitzer hinterließen ihre Spuren. Vorsichtig folgt der Autor solchen Spuren, selbst denen, die nicht immer für ein Unternehmen glanzvoll und glorreich waren. Dabei gelingt es ihm, die lebenden Zeitzeugen zum Sprechen zu bringen; zahllose Interview und persönliche Gespräche waren dafür gute Voraussetzung. So erfährt man nicht nur vieles über Highlights, Top-Preise und sensationelle bis tief in die Morgenstunden verlaufende Auktionen, man spürt auch die Motivationen und Antriebe, die das jeweilige Corinphila-Team bis zum Letzten forderte. Dass große Begeisterung, aber auch enorme Kompetenz nach dem „Afinsa-Skandal“ 2006 vonnöten war, klingt an, zudem wird ein Einblick in die zahllosen neuen Strategien geboten, die dem Haus halfen, den „Karren aus dem Dreck“ zu ziehen (obwohl das Haus garnicht mit dem Madrider Geschehen in Zusammenhang stand!). Manch einer hätte wohl sich solche Einblicke verbeten, aber der Herausgeber Corinphila legte Wert darauf, dass diese Firmenbiografie offen, transparent und ehrlich ist – so wie die Preise, von denen sogar alle Zuschläge, die über 100.000 CHF hinausgehen jährlich von einem Wirtschaftsprüfer als reelle Preise attestiert werden.
Literaturfreunde werden nicht nur die perfekte professionelle Ausstattung des Werkes wertschätzen, sondern auch die Anhänge, in denen u.a. alle Sonderkataloge ab 1992 erfasst sind, aber auch – und dies ab 1925 – alle Kataloge nach Angebotsschwerpunkten den jeweiligen Sammelgebieten zugeordnet wurden. Eine für den forschenden Sammler wertvolle Bibliografie.
Ist bereits das Buch ungewöhnlich, so ist es auch der Vertriebskanal. Denn jeder Bezieher der Corinphila-Kataloge erhält das Buch mit der Aussendung der Kataloge im November 2019 kostenfrei! Damit dürfte das opulent illustrierte ungewöhnliche Buch eine Art Philatelie-Beststeller werden, misst man dies an der gedruckten Auflage. Denn dieses Fachbuch gibt es sowohl in deutscher wie englischer Ausgabe.
Format: ca. 20,5 x 26,7 cm, 306 Seiten, zahlreiche Abb. in SW und Farbe, Hardcover. Herausgeber: Corinphila-Auktionen AG, Wiesenstrasse 8, 8032 Zürich, Schweiz, Tel. +41 / 44 / 389 91 91, E-Mail: info@corinphila.ch, www.corinphila.ch