Postal Stationery of Denmark: The Bi-Coloured Issue 1871-1905. Vol. 1: The production and varieties. Vol. 2: The usage. [Ganzsachen Dänemark: Die Zweifarben-Ausgabe 1871–1905. Band 1: Herstellung und Abarten. Band 2: Verwendung]. Lars Engelbrecht. Birkenried: Eigenverlag, 2021. Zusammen 848 S., Format 21,5 x 30,5 cm, farbige Abb., Hardcover, hochwertige Fadenbindung. ISBN 9-788797-1441-3-8. Preis: 98 $ inkl. Versand. Erhältlich bei:https://www.postalstationery.dk/order-the-book/.

 

       

 

Sechs Jahre nach Ganzsachen-Umschlägen gab die dänische Postverwaltung 1871 die ersten GA-Postkarten heraus. Das eingedruckte Wertzeichen entsprach dem der zur gleichen Zeit verwendeten Freimarken in Ziffernzeichnung, gemeinhin bekannt als Zweifarben-Ausgabe. Obwohl das Design der Ganzsachen einfarbig ausgeführt ist, werden auch diese Ausgaben als Zweifarben-Ausgaben bezeichnet.

Zählt man alle einfachen und Antwort-Postkarten, Kartenbriefe und Streifbänder im Zweifarben-Muster zusammen, so kommt man gerade einmal auf 21 Ausgaben. Aber sie erschienen in einer Zeit, als sich die Industrialisierung immer stärker durchsetzte. Firmen wie auch Privatleute verlangten nach einem billigen Kommunikationsmittel und machten häufig Gebrauch davon. So erklärt sich die unglaubliche Gesamtauflage dieser Ausgabe von über 70 Millionen Stück. Nimmt man die lange Verwendungszeit von 34 Jahren hinzu, so ist dies geradezu eine Einladung, sich näher mit dem Material zu befassen.

Wie Engelbrecht, der 2016 die „Roll of Distinguished Philatelists“ zeichnete, dann allerdings ans Werk geht, wie er seine Untersuchungen auswertet und darstellt, sucht Seinesgleichen und ist an Vielseitigkeit und Gründlichkeit nicht zu überbieten. Das Inhaltsverzeichnis gliedert sich in sagenhafte 461 Kapitel und Unterkapitel sowie Anhänge. Es gibt keinen Aspekt, den er ausspart, keine Kategorie, für die er nicht vertiefende Zusatzinformation liefert, wie z. B. nach Datum aufgeschlüsselte Auslieferungszahlen der verschiedenen Ganzsachen aus der Buchdruckerei Thiele, Angaben zur Anzahl der bekannten Stücke, zum frühesten Verwendungsdatum einer bestimmten Abart, zum Zeitpunkt der Änderung des Farbtons im Druck … Quasi als Zugabe verweist er auf weiterführende Literatur.

Band 1 — Umfang: 416 Seiten! — behandelt die Herstellung der Ganzsachen. Hier präsentiert er neben allen nur möglichen Essays und Probedrucken rund 900 Abarten, von denen er allein ca. 700 selbst entdeckt hat. Jedes noch so kleine Detail wird akkurat beschrieben und abgebildet, gleich ob es sich um das Umrandungsmuster der Karten handelt, die Perforation oder Gummierung der Kartenbriefe oder auch Unterschiede im Abstand der Seitenlinien in Druckbogen von Streifbändern.

Der ebenso umfangreiche Band 2 konzentriert sich auf die Verwendung der Ganzsachen. Nun geht es um Postgebühren, Zusatz-Frankaturen, Stempel aller Art, Klebezettel für Paketsendungen, Versicherung, Nachnahme, Einschreiben, ferner handschriftliche Vermerke, und all dies wiederum in unglaublicher Vielfalt und Breite. Ein Beispiel für viele: Bei „Besondere Frankaturen“ zeigt Engelbrecht die Ausgabe in Mischfrankatur Skilling/Øre, mit Privatpostmarken-Zusatz, Firmenlochung (Unikat), Ganzsachen-Ausschnitten, einer Halbierung mit Abstempelung von Thorshavn/Färöer, Weihnachts- und Cinderella-Marken sowie Nachportomarken u. a. von Brasilien, Dänisch-Westindien und den Niederlanden. Auch stellt er private Zudrucke vor, getrennt nach solchen mit und ohne Illustration und sogar einen Kinderpost-Kartenbrief, der korrekt freigemacht ohne Beanstandung befördert wurde (Unikat). Am Ende des Bandes stehen nicht weniger als elf Anhänge, einschließlich einer Übersicht aktuell verlangter Marktpreise.

Auch der weit fortgeschrittene Ganzsachensammler oder spezialisierte Postgeschichtler wird sein Wissen mit Hilfe dieses enzyklopädischen Nachschlagewerks erweitern. Mehrere Sach- und Ortsregister sowie häufige Kreuzverweise innerhalb der Erläuterungen zu einzelnen Ganzsachen erleichtern die Suche. Nahezu vierzig Jahre intensivsten Sammelns und Forschens hat der Autor in den Aufbau seiner Sammlung investiert —bis auf wenige Ausnahmen geben alle Abbildungen sein eigenes Material wieder. Seine Bearbeitung setzt Maßstäbe und wird für Jahrzehnte als Vorbild dienen.

Einband, Layout und Bildqualität beider Bände, wie man sie sich nur wünschen kann! Ein hübsches Detail am Rande: Engelbrecht unterschrieb sein Vorwort am 1. April 2021, auf den Tag genau 150 Jahre nach Ausgabe der ersten Zweifarben-Postkarte. Bravo und Glückwunsch zu dieser epochalen Leistung!

Rainer von Scharpen, AIJP

AIJP
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