Es gibt kuriose Geschichten, die einen zuweilen schmunzeln lassen. Diese ist eine aus jüngster Zeit, denn sie hat eine Vorgeschichte. Vor Jahr und Tag reichte Klaus Weis – er ist ein bekannter Postgeschichtler und Präsident des Deutschen Altbriefsammler-Vereines – bei der Royal Philatelic Society in London einen Fachbeitrag („Special features of the Franking of Baden Letter Mail to Foreign Countries During the Postage Stamp Era 1851–1871“) ein. Zu deutsch wohl mit „Besonderheiten bei der Frankierung der badischen Briefpost ins Ausland in der Briefmarkenzeit 1851-1871“ zu übersetzen.
Er war wohl überrascht, vielleicht gar konsterniert, als die damalige Schriftleiterin der Vereinszeitschrift „London Philatelist“ die Aufnahme des gut geschriebenen und bestens illustrierten Fachbeitrages ablehnte, weil dieser angeblich nicht dem Niveau der Zeitschrift entspräche. Weis holte sich bei Dritten Rat, denn er war verunsichert, ob diese harsche Ablehnung zu recht erfolgt sei. So erfuhr er, dass es auch anderen bereits schon einmal so ergangen sei und er einfach Geduld haben sollte. Als die Schriftleitung beim „London Philatelist“ wechselte (seit einiger Zeit ist Anthony Bard Chefredakteur), versuchte er es noch einmal und reichte seinen Artikel erneut ein. Oh Gott, oh Wunder: Anthony Bard war sehr angetan, nahm den Fachbeitrag auf und veröffentlichte diesen 2022.
Der Beitrag stieß auf hervorragende Resonanz und die Royal Philatelic Society London würdigte ihn vor kurzem mit der vom Verein verliehenen Tapling-Medaille für den besten im vergangenen Jahr publizierten Fachartikel. Eine späte und verdiente Anerkennung für die Leistung von Klaus Weis, die einem aber auch die Erkenntnis näherbringt, dass Irren eben menschlich ist.