(wm) Es dürfte wohl – wenn überhaupt – nur wenige Postämter geben, die solch einmalige Geschichten zu erzählen wissen wie das General Post Office in Dublin. Derzeit ist es mit Krippe und Weihnachtsmotiven geschmückt und lädt Besucher u.a. an gut ausgestattete Philatelieschalter ein, bei denen die Briefmarke noch im Mittelpunkt steht.
Philateliegeschichte schrieb dieses Postamt bereits 1899, als nämlich bei Renovierungsarbeiten der Büroräume ein wahrer Schatz an Erstausgaben Englands – teils in vollständigen Bogen und großen Bogenteilen, Essays und anderes zuvor nicht bekanntes Material – gefunden worden waren. Der legendäre Briefmarkenfund (später bekannt als „Dublin find“), der heute wohl geschätzt zehn Millionen Euro wert sein dürfte, wurde damals in kleineren Partien in den Markt geschleust und seine Geschichte gilt mittlerweile als bestens dokumentiert.
Sechszehn Jahre später war dieser Hauptsitz der Irischen Post bei dem ebenso legendären Osteraufstand am 24. April 1916 Schauplatz einer Tragödie, bei der nicht nur große Teile des Hauptpostamtes zerstört wurden, sondern auch zahlreiche Menschen den Tod fanden. Militante Mitglieder der Irish Volunteers Force und der Irish Citizen Army besetzten das Gebäude und riefen die Republik Irland aus. Der Aufstand wurde von der britischen Armee brutal niedergeschlagen, woran ein Museum in diesem Postamt mit zahllosen historischen Objekten und Dokumenten erinnert.
Heute ist das Hauptpostamt ein friedlicher Ort, der Geschichte bewahrt, aber eben auch einmalige Geschichten zu erzählen weiß.
Ein großzügiger Philatelieschalter wirbt für irische Briefmarken. Foto: Wolfgang Maassen