Viel Licht und Platz in der Ausstellerhalle.
Bilder: Wilhelm van Loo
In der Weststadthalle gab es reichlich Philatelie zum Anschauen – bis hin zu Raritäten von Sponsorenfirmen wie C. Gärtner und Heinrich Köhler –, aber auch die dritte Phase mit Exponaten des Vereins-Team-Wettbewerbs des BDPh, den das Team Norddeutschland für sich entschied. Gut und großflächig arrangiert waren die zahlreichen Stände der Briefmarkenhändler, bei denen es Philatelie zum Anfassen, natürlich dann auch zum Kaufen gab. Es gab keine Hektik, keinen Rummel, alles lief ruhig und übersichtlich, selbst die feierliche Eröffnung mit vorangegangener Präsentation und offizieller Übergabe des Sonderpostwertzeichens „Tag der Briefmarke“ durch Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger erfreute sich eines großen Besucherzuspruches.
Gleiches galt übrigens auch für die vielen Seminarvorträge, die an diesen drei Tagen in der Halle – oder im benachbarten Alleehotel Europa – stattfanden. Bis zu 40 Besucher waren keine Seltenheit. Das hat man auch schon, selbst bei großen Messen, anders erlebt! Es mag an den Themen, aber auch an den versierten Referenten gelegen haben, vielleicht aber auch an der Region, die solche besuchenswerten Großveranstaltungen nicht häufig vorzeigen kann. Letztlich dürfte aber ein Grund ausschlaggebend gewesen sein: die exzellent gute Pressearbeit von Jörg-Ulrich Hübner, der dank bereitwilliger Journalisten und Redakteure die Orts- und Regional-Zeitungen gleich seitenweise mit Berichterstattung belegen konnte. Positiv hervorzuheben war ebenfalls der gut gemachte Veranstaltungskatalog, der eingehend über alle Aspekte des 116. Deutschen Philatelistentages zu berichten wusste und Exponate wie Sonder-Exponate umfassend in Wort und Bild dokumentierte.
Die geselligen Veranstaltungen abends waren so gut nachgefragt, dass kaum einmal noch Plätze frei waren. Der dreitägige Philatelistentag bewies damit einmal mehr, dass der Gedankenaustausch, das Gespräch, aber auch das freundschaftliche Miteinander für viele im Vordergrund des Erlebens stehen. Allerdings nicht für alle, wie sich bei der Hauptversammlung des BDPh am 28. September – ebenfalls im gleichen Hotel – zeigen sollte. Denn dort fielen so manche Worte des Vorwurfs, der Kritik und sogar persönlicher Angriffe, teils aus dem Mund einzelner Landesverbandsvorsitzender, die eigentlich völlig überflüssig waren, zumal die Verbände bereits am Tag zuvor im kleinen Kreise getagt hatten. Dennoch wurde der Vorstand des BDPh mehrheitlich mit großer Zustimmung entlastet, die Berichte des Schatzmeisters und der Bundesstellenleiter allesamt gut geheißen. BDPh-Beisitzer Jürgen Witkowski musste sich Kritik an seinen Kommentaren zur Behandlung eines neuen Vorschlags der Satzungs- und Strukturkommission sowie an einem seiner Editorials in der „philatelie“ gefallen lassen, das offenbar nicht bei jedem Gefallen gefunden hatte. Der BDPh-Vorstand erklärte sich einstimmig solidarisch und als Zuschauer gewannen nicht wenige die Einsicht, dass wer lesen kann, doch klar im Vorteil ist.
Alles andere als im Vorteil waren nur die Einzelmitglieder nicht, denn sie sind künftig – dank der mehrheitlich verabschiedeten neuen Satzung – eine Art „Mitglieder zweiter Klasse“. Sie haben kein eigenes Antragsrecht mehr, sie können nur solche einbringen, wenn sie insgesamt 20 Stimmen auf sich vereinigen können. Dies ist de facto unmöglich, da die Namen und Adressen der rund 2.000 Einzelmitglieder im BDPh nicht öffentlich bekannt gegeben werden; – aus Datenschutzgründen, versteht sich. Diesen Vorgang bewerteten einige als sehr undemokratisch, blieben damit aber auf der Strecke. Die Verbände rechtfertigten sich mit dem Hinweis, dass mit dem Ausschluss des Antragsrechtes für einzelne Direktmitglieder die Gefahr gebannt sei, in einer Antragsflut zu ersticken. Dass es danach in Bensheim wie bei vorhergehenden Hauptversammlungen nicht aussah, war ersichtlich. Verfehlte Tagungsführung und völlig überflüssige interne Verbandsauseinandersetzungen waren weit eher die Ursache. Dass allerdings in Bensheim ein Einzelmitglied bei der Wahl des Kassenprüfers den Antrag stellte, diesen in geheimer Wahl zu bestimmen, brachte das Fass wohl zum Überlaufen.
Die Haushaltspläne für 2020 und 2021 zeigen, dass der BDPh weiterhin jährlich mit 7% Mitgliederschwund rechnet, die schwarze Null wohl bestenfalls noch für diese Jahre zu erreichen ist. Danach steht der BDPh letztendlich vor der Frage, wie er sich neu aufstellen will. BDPh-Präsident Alfred Schmidt, dessen Apell zu einvernehmlichen und kollegialen Entscheidungen nicht von jedem so recht wahrgenommen wurde, weiß um die Probleme, sieht aber noch Handlungsmöglichkeiten in den kommenden Jahren – und sei es für weitere Satzungsänderungen. Zumal, wenn die Zuschüsse der Stiftung und die Mitgliederzahlen des BDPh von Jahr zu Jahr geringer werden.
Beim Festakt des 116. Deutschen Philatelistentages – ausländische Gäste waren dieses Mal nicht zu verzeichnen, wohl aber die Präsidenten bzw. Vertreter aller befreundeten nationalen Verbände der Briefmarkenhändler (APHV), des Prüferverbandes BPP und des Auktionatorenverbandes BDB – herrschte dann fast eitel Sonnenschein. Highlight war ein Vortrag von Werner Schäfer zur „Taxispost entlang der hessischen Bergstraße“ sowie eine erste öffentliche Präsentation der kommenden Weltausstellung IBRA 2021 in Essen. Zum kommenden 117. Deutschen Philatelistentag lud der Vorsitzende des Vereins Siegburger Briefmarkenfreunde, Rüdiger Krenkel, nach Siegburg ein. 2021 heißt es dann vielleicht: „Same procedure as every year“, mit dem kleinen Unterschied, dass manche „Altvorderen“ diesen Tag schon nicht mehr erleben werden.