(pcp-wm) Wer würde nicht gerne einmal mit dem Orient-Express von Paris nach Konstantinopel fahren? Sei es um Agatha Christies Roman „Mord im Orient Express“ zu lesen oder um einfach diesen Luxuszug zu genießen?

Wäre da nicht der Preis als Barriere, denn selbst heute – den legendären „König der Züge und Zug der Könige“ gibt es immer noch – ist das kein Billigvergnügen. Die Reise auf der legendären Original-Route dauert circa sechs Tage und kostet fast 9 000 Euro. Wer auf den Spuren der Geschichte fahren will, im wahrsten Sinne des Wortes, muss dafür tief in die Tasche greifen, Essen inbegriffen, Getränke extra.

Weit billiger – und für Philatelisten viel spannender – dürfte das neue Buch von Ute Dorr und Dr. Elmar Dorr sein. Spannender deshalb, weil es nicht nur die Geschichte der Routen und deren Fertigstellung erzählt, sondern auch die Postämter in Konstantinopel behandelt, die die Briefpost abfertigten, die mit dem Zug lief. Dies waren allein sieben und bereits diese Ämter des Deutschen Reiches, Großbritanniens, Österreichs, des Osmanischen Reiches, Rumäniens, Italiens und Frankreichs lassen die Vielfalt erahnen, die es nicht nur bei den Zuglaufvarianten je nach Jahrzehnt gab, sondern auch bei den unterschiedlichen Arten von Orient-Express-Belegen.

Denn solche beförderten Briefe weisen Vignetten „Express d’Orient“ in verschiedenen Farben (rot, braun oder schwarz) auf, aber auch spezielle Einzeilerstempel in nennenswerter Vielfalt bzw. Ovalstempel (des Rumänischen Postamtes). Den Autoren gelingt es, diese Vielfalt übersichtlich und verständlich zu bündeln und in Wort und Bild zu dokumentieren. Dabei verblüfft der Umfang der Belege, die sie zusammengetragen haben, denn vieles davon war bisher nicht bekannt und auf jeden Fall nicht in dieser systematischen Form behandelt worden. Vignetten und Stempel stellen sie jeweils der damals in Anspruch genommenen Fahr-Route gegenüber, so dass sich ein eindrucksvolles Gesamtbild ergibt. Übrigens nicht nur für die Post ab Istanbul, sondern auch für die auf umgekehrtem Wege beförderte Post.

Der legendäre Briefmarkenkönig Philipp von Ferrari ist ebenfalls in den 1880er-Jahren bereits mit diesem Luxuszug gefahren. Damals wohl nur bis Serbien, denn den Rest der Strecke musste man bis zum endgültigen Ausbau der Gleisführung nach Istanbul noch per Kutsche und Fähr- sowie Schiffsverbindungen zurücklegen.

Eines haben Zug und Postbelege über diesen berühmten Zug gemeinsam: Beides haben ihren Preis. Die Reise früher wie heute, aber auch die Belege aus damaliger Zeit. Denn sie sind selten – und dementsprechend keine Alltagsware, die man in der 1-Euro-Kiste findet. Aber die Augen offen zu halten und dafür dieses Buch zu lesen, kann sich schnell lohnen.

Format DIN A4, 164 Seiten, 135g-Papier Bilderdruck matt, 4/4-farbig, Hardcover mit Fadenheftung, Verkaufspreis 39,- € + Porto & Versand 5,90 € in Deutschland, Ausland auf Anfrage. Bezug im Eigenverlag bei: Ute Dorr, Pistoriusstrasse 3, 73527 Schwäbisch Gmünd, E-Mail: utedorr@web.de

AIJP
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