Im Zeitraum von 2001 bis 2017 gab die bolivianische Postverwaltung ECOBOL ca. 550 Marken heraus, eine wahrlich stolze Markenproduktion von 33 Marken pro Jahr. Dass dieser Band am Ende mit knapp 240 inhaltlichen Seiten auskommt, liegt hauptsächlich daran, dass die Markenausgaben durch die Liquidation von ECOBOL 2018 abrupt endete. Die danach neu gegründete Postgesellschaft Agencia Boliviana de Correos (AgBC) emittierte bis 2024 nur vier neue Marken, sieht man von den zahlreichen mit rotem Handstempelaufdruck überdruckten Briefmarken in der Periode 2018–2021 ab, über die in diesem Band ausführlich berichtet wird.
Die Absicht, nicht nur philatelistische Informationen zu den Ausgaben und Hintergründen bolivianischer Marken zu geben, sondern diese auch in den soziokulturellen Kontext einzubinden, gilt auch für den vorliegenden fünften Band.
Was ist im vorliegenden Katalog und Handbuch der Briefmarken, Teil V neben der klassischen Aufzählung und Beschreibung der regulären Markenausgaben, erwähnenswert? Welches sind die, wie in den ersten vier Bänden, interessanten und vergnüglichen Geschichten, die eine Beschäftigung mit der Postgeschichte Boliviens so interessant und abwechslungsreich machen?
Eine 2001 ausgegebene Freimarkenserie „Philatelie“ sollte mit zehn Marken aufwarten, die der Öffentlichkeit bereits mittels eines „boletins“ vorgestellt wurden. Lag die unterbliebene Herausgabe der meisten dieser Marken an der Auswahl der Motive, die überraschend kindlich anmutende Darstellungen aufwiesen? Man hatte den Eindruck, diese richteten sich eher an Kleinkinder, als an künftige Sammler. Dann gehört dazu natürlich, die in Band IV bereits angekündigte Schilderung der Fälschung von Marken der 1990er-Jahre durch Postbeamte in Santa Cruz. Hier wurden am Flughafen Viru Viru in Santa Cruz Postsäcke entdeckt, die aufgrund der Terroranschläge am 11. September 2001 in New York nicht verschickt werden konnten und in denen dann Postsendungen mit gefälschten Marken gefunden wurden. Bei den sich daran anschließenden Untersuchungen konnte ermittelt werden, dass die Regionalchefin von ECOBOL in Santa Cruz im Zusammenspiel mit Verwandten die Marken in den Postverkehr einschleusen und zahlreiche Auslandspost mit gefälschten Marken versehen ließ. Die bolivianischen Briefmarken propagierten mit den Jahren zudem immer häufiger die politischen Ziele der herrschenden Partei von Evo Morales.
Sein Bildnis erschien auf zahlreichen Marken; die Freundschaft mit Venezuela und Kuba sowie der Todestag von Ché Guevara führten zu zahlreichen Markenausgaben, Gefolgsleute der Regierung stoppten aus nationalistischen Gründen Marken und wiederholt war auch der Nachbar Chile das Ziel politisch konnotierter Emissionen.
Im vorliegenden Band sind alle von 2001–2024 ausgegebenen Briefmarken katalogisiert. Die Systematik des vorliegenden Textes basiert weiterhin auf einer einheitlichen eigenen Nummerierung der Marken. Ersttagsbriefe (FDC) und -karten (ER), Ganzsachenumschläge (GU) sind ebenfalls numerisch katalogisiert. Zur Vergleichbarkeit der einzelnen Ausgaben sind die entsprechende Michel- und Stanley Gibbons-Nummerierung sowie die CEFILCO-Nummer der jeweiligen Ausgabe hinzugefügt.
Der Autor Claus Lange, in Stuttgart geboren und in Berlin wohnhaft, ist Vorsitzender der Sammlergemeinschaft Lateinamerika (Spanisch) im BDPh e.V. und Mitglied der Associaction Internationale de Journalistes Philatéliques (AIJP).
Kurzdaten: 246 Seiten in Farbe, broschiert, Berlin 2024, VP: Verkaufspreis 25 Euro. Zu beziehen beim Verfasser: Claus Lange, Schloßstraße 104, 12163 Berlin, Tel.: 01578 7177191 – E-Mail: ccocha@yahoo.de