(wm-pcp) Dieses Mal war das Wetter den Briten hold, anders als im Februar 2022 in London, als ein Sturmtief die Anreise vieler Philatelisten regelrecht verhagelte. Für Engländer wohl ungewohnt warme Mai-Temperaturen waren wie gerufen für eine Veranstaltung, die vom 7.–11. Mai zu sehen lohnte. Zumal sie leicht und schnell in dem riesigen N.E.C. (National Exhibition Center) nahe Birmingham sowohl vom Flughafen wie vom Bahnhof oder von der Autobahn zu erreichen war. Günstiger gelegen konnte die EuroPhilEx kaum sein.

Und dennoch: Der Besucherandrang blieb überschaubar. Zumal am ersten Tag, den der Veranstalter mit einem Eintritt (für die erste Stunde: 20 £, danach „nur“ noch 10 £) „beglückte“, denn an den Folgetagen war dann doch etwas mehr Publikum zu sehen. Aber die Pluspunkte lagen eindeutig bei den präsentierten Briefmarken- und den über 100 Literaturexponaten, die in 2.000 Rahmen und im Leseraum – fachlich begleitet vom Stuart Russiter Trust und der AIJP – einzusehen waren. Viele Exponate waren wirklich einer näheren Besichtigung wert, sie fanden aufmerksame „Studiosi“ und das hohe Niveau spiegelte sich auch bei den späteren Medaillen, die die kompetent mit über 40 Experten aus Europa und den USA besetzte Jury vergab. 37 Kommissare hatten aus vielen Ländern die Exponate herantransportiert und sie wurden zeitgerecht aufgebaut.

Der Handel war laut dem doch recht schmalen Ausstellungskatalog (98 Seiten inkl. 22 Seiten Anzeigen!) mit 51 Ständen des Berufshandels sowie weiteren von Postfirmen aus Großbritannien, Indien, Isle of Man und der Bundesrepublik vertreten. Die Deutsche Post nahm aber nur Bestellungen an ihrem kleinen Stand entgegen, sie verkaufte vor Ort nichts. Grund war der enorme und kaum akzeptable bürokratische Aufwand, der mit Ein- und Ausfuhr verbunden war. Der Brexit hinterließ also auch hier deutlich sichtbare Spuren, denn bis auf Köhler/Corinphila (GPN) und einem italienischen Stand waren die anderen Händlerstände – wenn der Verfasser nichts übersehen hat – alle fest im britischen „Einflussbereich“, Australien, Indien, USA etc. mit einbezogen. Aber Kontinental-Europa war nicht mehr oder kaum noch präsent, – anders als früher. Selbst der Stand der Royal Mail, der Britische Post, gähnte häufig Zeit nur durch fehlende Nachfrage.

Natürlich kann man solche Eindrücke auch um weitere ergänzen. Zum Beispiel über das vorherrschende Preisniveau, das zumindest dem Autor recht hoch angesiedelt schien, über so manche Händlerstände, die eher den Charakter eines Flohmarktes vermittelten, über fehlende oder kaum einmal anzutreffende Shuttle-Busse, die wenn überhaupt nur selten fuhren und … und … und. Aber die Stimmung war gut und das Team um Veranstaltungsleiter Jon Aitchison stets super-freundlich und hilfsbereit. Und dass die Preise für Essen und Trinken nicht mit denen in Deutschland vergleichbar waren, ahnte man doch vorher. Insgesamt war die Ausstellung gut organisiert und lief ohne erwähnenswerte Mängel ab.

Die tragenden englischen Vereine und Verbände waren sich sicher, dass sie – wie bisher auch – in fünf Jahren wieder eine Internationale Ausstellung durchführen und in Großbritannien die Fahne der Philatelie hochhalten. Wünschenswert wäre es und wer weiß, vielleicht ist der BREXIT dann auch bereits wieder Geschichte? Der Philatelie wäre es zu gönnen.

Klein, aber fein: die Deutsche Post (Foto: Wolfgang Maassen)

Harald Krieg vertrat die ArGe der Deutschen Kolonialpostwertzeichensammler, das einzige Engagement einer deutschen Arbeitsgemeinschaft (Foto: Wolfgang Maassen).

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